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Interview: 11 Fragen an Alexis Kara

Wenn man Alexis Kara zuhört,  erfährt man zügig, dass er nicht nur schnell sprechen, sondern auch schnell denken kann. Als ich ihm zuhörte, kam mir ein Zitat vom Dalai Lama in den Sinn: „Wer anderen etwas erzählt, sagt nur, was er schon weiß. Wenn wir anderen zuhören, können wir jedoch etwas Neues lernen.“ Das hat mich dazu inspiriert in diesem Blog Interviews zu veröffentlichen. Das erste Interview führten wir Backstage direkt vor einer Show. Hier sind 11 Fragen an Alexis Kara.

Alexis, warum bist du hier?

Ich bin sehr gerne Improschauspieler. Ich habe das Glück, dass ich ein tolles Ensemble gefunden habe, bei dem ich mitwirken darf. Das macht mir riesigen Spaß.

Was ich spannend finde ist, dass du nicht nur mit dem Theater unterwegs bist. Du machst auch Fernsehen und Hörspiele. Wie kommt es zu dieser Vielseitigkeit?

Das liegt daran, dass ich an vielen Dingen interessiert bin. Für mich selbst ist das gar nicht immer nachvollziehbar. Das ich beim Improvisationstheater gelandet bin, hat auch damit zu tun. Dort bin ich natürlich als Schauspieler auf der Bühne, aber auch als Autor und als Regisseur. Ich agiere dann anders, als beim konventionellen Theater, das ich eher selten spiele.

Hörspiel ist eines der Dinge, die ich immer sehr gerne mochte. Ich höre sehr viele Hörspiele und Hörbücher. Einige große Werke der Weltliteratur erschloss ich mir nicht über das Lesen, sondern über das Hören. Nachdem ich drei Mal angefangen hatte, den Zauberberg zu lesen, war bei mir nach dreihundert Seiten immer Schicht im Schacht. Doch es gibt ein großartiges Hörspiel dazu und seither lese ich auch im Buch wieder gewisse Passagen.

Wie ist dein Netzwerk gewachsen?

Ich gehöre zu der Umbruchgeneration von analog zu digital. Soziale Medien nutze ich. Hin und wieder ergibt sich darüber auch ein Kontakt. Doch die Leute, die wichtig für mich geworden sind, habe ich alle zunächst persönlich kennen gelernt.

Wen ich kennen gelernt habe, hing dadurch viel mit den Orten zusammen, an denen ich aktiv war. Mit dem Theaterspielen und der Improvisation habe ich während meines Studiums in Göttingen begonnen. Später bin ich dann nach Berlin gezogen. Dort habe ich dann auf Bühnen und durch Auftritte sehr viele Leute kennen gelernt, mit denen ich weiter gearbeitet habe. Viel der Arbeit, die ich jetzt mache, rührt aus dieser Zeit in Berlin.

Dort habe ich damals beim Quatsch Comedy Club angefangen. So entstanden meine Verbindungen zu Thomas Hermanns, zu Bill Mockridge und somit auch zu der Springmaus.  Im Club gab es Mixed Shows, bei denen immer vier Künstler aufgetreten sind. Wenn ich einer von den Vieren war, habe ich viele Stand-up und Kabarettkollegen besser kennen gelernt.

Du machst ja auch selbst Stand-up Comedy und arbeitest an deinem Programm. Wie ist es für dich Solo auf der Bühne zu stehen, gegenüber in einem Team?

Es ist tatsächlich etwas völlig anderes. Wenn  ich im Team spiele, bin ich sehr entspannt. Allein auf der Bühne, habe ich bei weitem nicht die Routine, wie als Teamplayer. Die Aufgabe ist es dann auch mehr, mich selbst zu finden.

Alles was ich allein auf der Bühne mache, kommt von mir, so dass ein eigener Stil sehr wichtig wird. An diesem Stil arbeite ich gerade. Da ich von der Schauspielerei und nicht vom Stand-up komme, gehe ich da weit aus meiner eigenen Komfortzone heraus. Das ist dann manchmal richtig anstrengend.

Hast du Hilfe auf dem Weg?

Meine Frau hilft mir. Außerdem haben mir ein Paar Schreiber zur Seite gestanden, doch das meiste schreibe ich selbst und versuche es mir selbst zu erarbeiten. Beim letzten Auftritt habe ich zum Beispiel ein Vorwort aus einem Buch zur Hundeerziehung umgeschrieben. Ich habe dazu u.a. das Wort „Welpe“ durch das Wort „Mann“ und das Wort „Mensch“ durch das Wort „Frau“ ersetzt. Dadurch wird der Text zu einem sehr lustigen Text.

Was sind deine Ziele, wo willst du hin?

Das was ich mache, mache ich sehr gerne. Improvisationstheater z.Bsp., kann ich mir vorstellen, noch sehr lange zu machen. Ich wünsche mir eine größere Unabhängigkeit. In 5 oder 10 Jahren wäre es schön, wenn nicht auf die gleiche Tätigkeit, wie jetzt, so angewiesen bin.

Das Spiel, was wir so betreiben, hat sich verändert. Als ich mit Mitte 20 mit dem Improvisationstheater begonnen habe, hatte ich einen anderen Humor als jetzt mit Mitte 40. Ich schätze, dass mein Humor Mitte 50 wieder ein anderer sein wird. Wenn es dann albern wird und man über die Bühne hampelt, muss man sich selbst fragen, wie sehr man dahinter steht.

In Zukunft will ich weiter lernen und mich selbst auch fordern. Das ist einer der Gründe, allein auf die Bühne zu gehen. Dort will ich lernen mich wohl zu fühlen und etwas zu finden, mit dem ich bestehen kann. Innerhalb des Improvisationstheaters ist es mir auch wichtig weitere Herausforderung zu suchen. Dann gibt es noch den Bereich Lesungen, Hörspiel und Synchronsprechen, in dem ich gerne mehr machen möchte.

Hast du einen Tipp für Menschen, die sich auf Bühnen präsentieren wollen?

Man muss auf der Bühne und auch im Leben lernen, wo man seine eigenen Stärken hat. Dann ist es wichtig diese Stärken mit seinen Wünschen abzugleichen. Ich sehe mich zum Beispiel nicht als Nachfolger eines Volker Pispers oder Georg Schramms, obwohl ich beide grandios gut finde.

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Du bist viel allein im Auto unterwegs. Wie sorgst du bei all der Fahrerei für dich?

Ich habe eine ganz großartige Familie mit großem Anschluss in Göttingen. Auch meinen Vater und meine Brüder besuche ich und sehe ich öfter über das Jahr verteilt. Mit Freunden habe ich das große Glück, dass ich viele in Göttingen und unter Kollegen gefunden habe. Besonders ist, dass meine komplette Schulclique und ich uns noch regelmäßig treffen.

Im Auto nutze ich die Zeit, um mir Literaturklassiker reinzuziehen. Auf der Suche der verlorenen Zeit höre ich gerade durch. Den Ulysses und Der Mann ohne Eigenschaften habe ich noch vor mir. Das sind Hörspiele, die dauern zwischen 40 und 65 Stunden.

Bücher abfahren?

Ja, Bücher abfahren. Moby Dick habe ich schon, Robinson Crusoe auch.

Wen würdest du gerne zu deinem Bekanntenkreis zählen?

Im letzten Jahr ist Roger Willemsen gestorben. Leider habe ich ihn nie kennen gelernt, doch es gab eine ganze Reihe von beinahe Berührungspunkten. Ich habe seine Arbeit sehr geschätzt und empfinde es als großen Verlust, dass er nicht mehr da ist.

In welchem Film würdest du gerne einmal mitspielen?

In einem Film von Woody Allen. Die finde ich super.

Herzlichen Dank für deine Zeit Alexis!


Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche,

Dr. Ben Hartwig