Künstlich intelligent und menschlich

Erinnerst du dich noch an das Gesicht auf dem Mars? Fotografiert aus dem Weltraum, sah eine Felsformation, durch einzigartige Schattenwürfe, so aus, als ob dort ein Gesicht aus der Oberfläche des roten Planeten käme. Der Idee, dass dieses Gesicht dort mit Absicht platziert wurde, sind sogar ganze Filme gewidmet worden. Die Neurowissenschaftlerin Cecilia Heyes beschreibt in ihrem Buch Cognitive Gadgets eindrücklich, wie interessant Gesichter für uns Menschen sind. Dingen, denen wir ein Gesicht geben können, lassen sich leichter zuordnen. Furcht tritt hinter Neugier zurück und wir wollen mehr wissen. Dieser Artikel gibt künstlicher Intelligenz ein Gesicht, so dass du die Grundlagen der KI verstehst, etwas über den aktuellen Stand lernender Maschinen erfährst und erste Schritte machst, um über KI in deinem Geschäft nachzudenken.

Wir besitzen die angeborene Fähigkeit Gesichtern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als anderen geometrischen Anordnungen. Die Forschungsarbeit dazu fand im Mutterleib statt. Wissenschaftler untersuchten, wie lange sich der Kopf eines Fötus zu gewissen Formationen drehte, die in den Uterus geleuchtet wurden. Gewonnen hat eine Formation mit zwei Punkten oben und einem Punkt unten – ganz ähnlich wie die zwei Augen und der Mund eines Gesichtes (Reid et al., 2017).

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass wir Menschen gerne Dinge vermenschlichen oder menschenähnliche Roboter bauen. Wir fühlen uns gut, sicher, verbunden und schenken vermenschlichten Dingen mehr Aufmerksamkeit als gesichtslosen. Dieses Wissen machten wir uns mit einer ganz besonderen Show zu Nutze.

Mensch und Maschine

2019 traf eine Gruppe von Künstlern auf eine Gruppe von Programmierern, die schon für Googles DeepMind gearbeitet hatten. Wir saßen in einem kleinen Theater im Norden Belgiens. An der Seite auf einem Tisch stand Alex. Alex war mehr als ein Roboter, er war zentrales Stück einer Show, die Improbotics heißt. In Improbotics wird der Roboter mit einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet. Es ist eine KI, die mit Filmdatenbanken gefüttert wurde, für Geschichten passenden Dialog generiert und dazulernt.

Wir haben mit dem Roboter auf der Bühne Szenen improvisiert und ihm so, über das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, eine Persönlichkeit eingehaucht. Das Highlight der Show war für mich jedoch ein live Turing Test, den wir mit dem Publikum durchführten. Während dieser Szene trug ein Mensch einen Knopf im Ohr. Alles was diese Person sagte, stammte von der KI. In manchen unserer Shows konnte das Publikum nicht mehr sagen, welcher Mensch sich frei ausdrückte und welcher seine Sprache von der KI steuern ließ. Die Grenzen verschwammen und regten zur Diskussion an.  

Diese Diskussionen sind bitter nötig, denn schon jetzt arbeitet die Mehrheit der Unternehmen mit einer Form von lernenden Maschinen oder künstlicher Intelligenz (Deloitte, 2020). Der Science Fiction Autor William Gibson sagte: „Die Zukunft ist bereits hier, sie ist nur nicht gleich verteilt.“ Bis eine Technologie die breite Masse erreicht vergehen meist einige Dekaden. Ist dieser Durchbruch erreicht, geht es jedoch sehr schnell. So schnell, dass dann meist nicht genügend Zeit bleibt ethische, moralische oder gesellschaftliche Dinge zu diskutieren. Ist der Geist erst aus der Flasche, können wir nicht mehr so tun, als hätten wir nie an der Lampe gerieben.

Noch sind wir aber weit davon entfernt mit einer KI zu interagieren, die generelle Intelligenz besitzt. Die KI, die heute meist verwendet wird ist spezialisierte KI oder narrow AI. Diese künstliche Intelligenz kann bestimmte Aufgaben weit besser als ein Mensch erledigen, ist jedoch auch anfällig für schlechte Daten und Hintergrundrauschen. Im Fall der KI von Improbotics, konnte das Publikum hinters Licht geführt werden, doch sobald wie die Szenen mit weit hergeholten Vergleichen und ausgedachten Metaphern füllten, war Alex im Gespräch schnell abgehängt. Unser Gehirn besitzt eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit und schreibt die Landkarte für die Welt in der wir uns befinden stetig neu. Will man also die Fähigkeiten von modernen KI-Systemen messen, müssen Anpassungsfähigkeit, soziale Interaktionen und unerwartete Reaktionen einbezogen werden. Manche Wissenschaftler, wie Rodney Brooks, fordern daher die Einführung eines neuen, angepassten Turing Tests.

Lernende Maschinen

Die meisten Durchbrüche in der KI, wie Googles AlphaGo oder IBMs Watson basieren auf Machine Learning oder lernenden Maschinen. Der Begriff stammt vom KI-Pionier Arthur Samuel, der Machine Learning so definierte, dass eine Maschine dazulernt, ohne explizit dafür programmiert zu werden. Hier sind wir aber auch schon bei einem entscheidenden Unterschied von KI zum menschlichen Gehirn. Wir haben ein Ich-Bewusstsein und wissen, dass wir getrennt von der Welt operieren und doch mit ihr zusammenhängen. Die Welt einer KI besteht hingegen aus Datensätzen und Aufgaben.

Wenn Menschen eine Maschine trainieren beginnt der Prozess mit der Fragestellung, was die Maschine machen soll. Lernende Maschinen fallen dabei in drei Kategorien:

  1. Beschreibend – die Maschine erklärt, was passiert ist (Krebsanalyse oder Betrugsaufklärung)

  2. Vorhersagend – die Maschine trifft Voraussagen (Aktien oder Klima)

  3. Ratschlagend – die Maschine macht Vorschläge (Social Media oder Streaming Feeds)

Ist die Frage geklärt, wird die Maschine mit Daten trainiert und mit einem Programm ausgestattet, damit sie selbstständig lernen kann. Sind Datensatz oder Programm schwach, kommt am Ende nicht viel Brauchbares heraus. Deshalb sind die meisten lernenden Maschinen unter Beobachtung, während sie lernen. Programmierer und Software-Ingenieurinnen korrigieren den Algorithmus oder helfen dabei die Daten sauber im System einzubinden.

Wenn es nach dem MIT geht, wird in der Zukunft jede Branche mit KI in Berührung kommen, doch wenige werden dadurch verschwinden. Vielmehr wird es darum gehen, wie eine jeweilige KI nachhaltig und effizient eingesetzt werden kann. Wenn wir die besten Fragen und Problemstellungen herausarbeiten kann es gelingen. Einen Anfang für deine Branche oder dein Geschäft kannst du mit diesem Artikel machen, in dem die Forscher versuchen die Entwicklung von KI abzuleiten.  

Mensch und Maschine werden in Zukunft unweigerlich enger miteinander interagieren, da dies einen Wettbewerbsvorteil verspricht. Es lohnt sich also mit dem Thema KI auseinanderzusetzen. Doch ähnlich, wie viele Menschen ein Gesicht auf dem Mars entdeckt haben, kann sich auch eine KI irren. Das geschieht vor allem, wenn die Aufgabe für die Maschine nicht klar definiert ist, die Datensätze fehlerhaft sind oder sich ein menschlicher Irrtum auf die trainierte Maschine überträgt. Eines steht jedoch fest, je stärker wir uns mit einem Thema auseinandersetzen, desto informierter können wir Entscheidungen für uns und unsere Mitmenschen treffen.

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Deine Angst ist nicht meine Angst